Die Eigenschaften zum Glücklich-Sein, auch Tugenden genannt, begleiten mich inzwischen täglich. Sie mit jeder Faser meines Herzens zu begreifen versuchen, lässt mich erkennen, dass es bei manchen bereits an der Begrifflichkeit hapert.

Da ich mit der Hilfe meiner Spirits bereits schwer zu kontrollierende Gefühle wie Eifersucht abgelegt und die Vergebung gelernt habe, gehe ich frohen Mutes erneut auf die Reise.

"Was versteht ihr unter Mitgefühl?", frage ich meine Spirits. "Für mich stellt es sich so dar, als müsste ich jeden Mitmenschen sympathisch finden, selbst wenn dieser boshaft, gehässig, intrigant, verlogen, gewaltigtätig ist oder mich sonst wie abstößt. Ich tue mir schwer damit jeden zu mögen. Wie soll ich je die allumfassende Liebe, die höchste aller Tugenden, fühlen können, wenn ich an der zweiten Tugend, dem Mitgefühl, scheitere?"

Die zweite Tugend

Als eine Gottesanbeterin erscheint um meine Frage zu beantworten, frage ich mich insgeheim, ob jemand, der sein Männchen nach dem Begattungsakt auffrisst, wohl der geeignete Gesprächspartner zum Thema Mitgefühl sein mag. Obwohl ich dies nur gedacht habe, spüre ich ihr Lächeln.

"Du denkst, ich hätte kein Mitgefühl? Mitgefühl bedeutet einzig, zu verstehen was andere bewegt, was sie antreibt. Es geht nicht darum mit anderen zu leiden oder dieselben Gefühle zu hegen. Du sollst Verständnis haben, also verstehen, dass manche in öligem Schlamm feststecken, sich nicht vorwärts bewegen können. Dass ihnen die Magie fehlt, das Ende der Sackgasse zu durchschreiten, in der sie gefangen sind. Weil sie nur die Mauer sehen, nicht das Licht und den Gang dahinter. Viele irren im Dunkel und wollen gar nicht weiter, verlieren sich im Materiellen, in Vorurteilen und im Verurteilen."

"Hm", sage ich nachdenklich. "Mitgefühl ist also nur das Verstehen selbst?"

Die Gottesanbeterin bewegt ihren dreieckigen Kopf. "Ja. Ihm folgt die Nachsicht [Anmerkung: 3.Tugend], die Toleranz des Verstandenen und das Vergeben. Und sobald du dies alles ohne Urteil und Wertung betrachten kannst, bist du in der allumfassenden Liebe."

Und da verstehe ich. Liebe bedeutet, Wertungen wie Gut oder Schlecht hinter sich in der Sackgasse zurück zu lassen. Die Mauer zu durchschreiten und die Welt um mich herum als ein Sein und ein Geschehen zu betrachten. Niemand im Tierreich verurteilt die Gottesanbeterin, weil sie ihr Männchen frisst. Es ist bloß ein Akt. Die Einteilung, ob dies nett oder gemein ist, stammt von uns Menschen. Warum ist Sonnenschein "schönes Wetter" und Regen "mieses Wetter"? Die Natur braucht den Regen ebenso wie die Sonne.

Wenn ich aufhöre in Kategorien zu denken, wenn ich aufhöre beschreibende Adjektive zu verwenden, dann bin ich frei von Bewertung und Vorurteil. Spirit Talk. Positiv sprechen.

Tiefer Frieden erfasst mich.

© 2024 Copyright and Design by Silvia Sladek  I schamanenreise.at

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.