Kürzlich fragte mich meine Seelenschwester, ob ich das Gefühl kenne, nicht anwesend zu sein. Wie es ist, wenn das Gedankenkarussell komplett verschwunden ist. Nicht mehr zu wissen, was man eigentlich tun wollte und was richtig sei. Wenn Denken zur Anstrengung wird. Dieses ungewohnte, beunruhigende „gar-nix-Gefühl“. Einfach nur SEIN.
Ja, ich kenne das. Ich nenne es „Stille im Kopf“. Ein herrlicher Zustand, den ich so oft wie möglich anstrebe.
Früher war in meinem Kopf ständig was los. Analysieren, interpretieren, bewerten, planen, grübeln, Gedankenspiele und Mutmaßungen. Fehleinschätzungen inklusive. Es gab keine leise Minute in meinem Kopf. Das hielt ich für normal.
Zeitweise kam es vor, wenn mich stundenlange Besprechungen im Job komplett ausgelaugt hatten, dass ich plötzlich nicht mehr klar denken konnte. Es fühlte sich an, als stünde ich neben mir. Planlos und mit meiner Stille alleingelassen. Es war zum Fürchten.
Im Laufe meiner spirituellen Praxis kam allerdings der Wunsch nach Entspannung und Meditation auf. In die Stille zu gehen oder sich etwa auf Musik oder Vogelgezwitscher einzulassen, war jedoch völlig undenkbar. Mein Geist plapperte gänzlich unabhängig von mir/meinem Ich. Unbeeinflussbar schnatterte er tagaus, tagein.
Eines Tages hörte ich in einem Interview Alberto Villoldo erzählen, dass in seinem Kopf immer diese Stille herrsche, auch im Alltag, bei seinen Tätigkeiten, unterwegs, immer.
Was? Das ist möglich?
Also änderte ich meine Taktik. Wenn ein anderer Heiler das kann, dann sollte es wohl erlernbar sein. Ich startete den Versuch, die Stille bewusst herbeizuführen. Dazu bedurfte es die Gedanken abzulenken. Auf etwas anderes hin.
- Beim Meditieren auf den Atemrhythmus. Wer mitzählt kann schlecht grübeln.
- Die intensive Betrachtung eines Objekts, ohne es zu beurteilen. Nur ansehen.
- Beim Handwerk. Vertiefen in das Tun.
- Beim Singen Töne produzieren.
- Beim Trommeln dazu tanzen.
Je öfters ich dies praktizierte und das Gefühl der Stille genoss, umso leichter wurde es auch ohne Ablenkung. Mit Achtsamkeit.
- Den Vögeln lauschen. Bewusst hinhören.
- Musik hören. Bewusst hinhören und/oder mitsingen.
- Dem Wind lauschen.
- Beim Spazieren Blumen, Büsche, Früchte, Bäume, Tiere entdecken.
- Sich auf die körperliche Bewegung, den Boden unter den Füßen oder Berührungen mit den Händen konzentrieren.
All dies schaltete meine Gedankenspule bewusst aus. Bis die Stille Teil von mir wurde. Ich genieße diese innere Ruhe. Sie lässt mich aufhören sinnlose Themen durchzukauen, zu interpretieren, zu beurteilen, misszuverstehen. Sie lässt mich aufhören, mich mit Infos vollzustopfen. Bevor ich mir fremdes Wissen aneigne, frage ich mich: „Muss ich das wissen? Bringt mich das vorwärts oder beschäftigt es nur meinen Kopf?“
Wenn die Gedanken trotzdem mal rattern – 98% unserer Gedanken sind unfruchtbare, im Kreis gedrehte Wiederholungen – verzeihe ich mir das. Die beste Möglichkeit, den Gedankenstrom abzuschalten, ist alles auf ein Blatt Papier niederzuschreiben. Aus mir hinaus zu notieren. Fast immer finde ich damit wieder in meine Ruhe zurück. Den Zettel brauche ich meistens schon am nächsten Tag nicht mehr. Was mir zeigt, wie sinnlos meine Überlegungen oft sind, weil ohnehin dann alles anders kommt als vermutet.