Kürzlich fiel mir das Hauptwerk von Jiddu Krishnamurti in die Hände. Gleich auf der Seite, die ich willkürlich aufgeschlagen habe, stolpere ich über das  "Denken". Da ich mich gerade mit der Stille im Kopf und innerer Ruhe befasse, ein spannendes Thema. Und äußerst aufschlussreich. 

Stellen wir uns vor, in unserem Kopf ist diese wunderbare Stille. Kein Geschwätz, kein Vorurteil, kein Zwiegespräch, ohne jede Vorstellung. Und da stelle ich nun die Behauptung auf: "Der Gedanke ist immer alt."

Wer mit keinem stillen Geist gesegnet ist, fängt jetzt unwillkürlich an zu denken, zu deuten, auszulegen, zu diskutieren, im Innen oder sogar im Außen. Das Geschwätz im Kopf ist eröffnet. Interpretation und Erklärung sind jedoch immer (!) mit der Vergangenheit behaftet. Mit erlerntem Wissen (das "Wissen" anderer), mit Erinnerungen und Erfahrungen. Wir vergleichen die Aussage mit unseren angesammelten Bildern. Das Denken ist voreingenommen. Es kann NUR vergleichen. Es kann nichts Neues denken, egal wie kreativ es ist, weil es auf bekannte Grundinformationen zurückgreift. Denken ist also immer alt. Solange ich denke, lebe ich in der Vergangenheit.

Um ins Hier zu gelangen, ist die Stille im Kopf unumgänglich. Das urteilsfreie Betrachten und Erleben des Moments. Im stillen Hier BIN ich und tue ich, versunken und im Frieden. Es gibt keine Sorge, keine Furcht, keinen Konflikt. Warum? Weil erst mit dem Abgleich vermeintlichen Wissens Angst und Leid erdacht werden.

Zum Beispiel eine Partnerschaft. Alles ist wunderschön. Bis ich eine Handlung oder Aussage des Liebsten falsch deute. Mein Denken wird misstrauisch. Liebt er mich nicht mehr? Habe ich was falsch gemacht? Hat er jemand anders gefunden? Wie kann er nur, wenn ich doch alles für ihn tue? Ich erdenke mir mein künftiges Leid und genieße geradezu die Opferrolle. Auf welcher Basis? Na, man hört das doch von anderen Partnerschaften. Ich vergleiche also mit alten, fremden Erfahrungen. 

Oder angenommenen, ich bewege mich abends durch einen Park. Ich bin innerlich still. Ich bin keineswegs leichtsinnig oder achtlos, sondern vertraue bewusst meinen Spirits, dass ich beschützt bin. Ich betrachte den Mond, einen Nachtfalter, ein Igel schnauft im Gebüsch. Alles ist wunderbar. Und da schaltet sich der Gedanke ein: "Du weißt aber schon, dass Frauen in Parks häufig aus den nächtlichen Schatten heraus überfallen werden?"

Was denkt ihr? Bin ich immer noch völlig entspannt, oder sehe ich mich doch sicherheitshalber um? Der schöne Moment, die Freude über den Spaziergang, ist zerstört. Die Stille auch. Derselbe Ort, und doch anders. Die Furcht entsteht im Kopf. Woher weiß mein Denken von der vermeintlichen Gefahr? Es denkt vergangen, was schon mal passiert ist, gelesen wurde, gewarnt wurde.

Ohne das Denken wäre ich ohne Furcht geblieben. Und beschützt. Weil das die Resonanz meines bewussten Vertrauens und meiner Schöpfungskraft gewesen wäre.

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