Wenn das Denken, das sich Sorgen, Furcht, Neid, Ärger und Leid er-denkt, allmählich erlahmt und der Gelassenheit und Ruhe weicht, was bleibt dann?
Durch die Übung der Stille im Kopf, dem Ablegen von Urteilen, Bewerten und Vergleichen, gelange ich zu einem ruhigen Geist.
Ohne jegliche Ablenkung durch das Denken, aber auch ohne die Ablenkung durch Ersatzbeschäftigungen wie Handy oder Fernseher, wird der Geist offen für eine andere Art der Wahrnehmung: Der Achtsamkeit.
Achtsamkeit ist etwas anderes, als den Fokus, die Aufmerksamkeit, anderswohin zu lenken. Denn was unterscheidet dies von den anderen Ablenkungen? Damit bin ich immer noch im Außen, und damit ist es keine Achtsamkeit.
Ge-Fühle
Für mich hat Achtsamkeit mit Ge-Fühlen zu tun. Das Fühlen des Bodens unter den Füßen. Wie sich ein Blatt anfühlt. Die versunkene Betrachtung eines Sonnenuntergangs, eines Wasserfalls, eines Baums oder eines eifrigen Eichhörnchens. Der intensiv wahrgenommene Duft einer Blume. Und zwar gänzlich ohne Bewertung. Ohne ein "so schön". Denn dieser eine Gedanke schwenkt das Denken zur Bewertung und zerstört den achtsamen Augenblick.
Achtsamkeit ist auch das wertfreie Zuhören. Das genüssliche Wahrnehmen von Geschmack auf der Zunge. Das hingebungsvolle Lauschen von Musik. Die Zeit, die ich einem Kind beim Spiel schenke. Die Hinwendung beim Streicheln meines tierischen Mitbewohners. Wie auch die gefühlte Dankbarkeit, mit Nahrung und Obdach beschenkt zu sein.
Achtsamkeit ist die Meditation des Alltags. Das bewusste Sein im Hier. Dann ist mein Sein die Meditation.
Wenn irgendein System dich lehrt wie du achtsam sein kannst, dann wendest du dem System deine Aufmerksamkeit zu. Das ist keine Achtsamkeit.
Jiddu Krishnamurti